Über Employer Branding und Zitronenkuchen
Geschmäcker sind verschieden
Es gibt Menschen, die lieben Zitronenkuchen. Andere hingegen mögen diesen leicht säucherlichen Geschmack so gar nicht. Die bevorzugen den klassischen Sandkuchen ohne viel Schnickschnack und Gedöns. Geschmäcker sind eben verschieden. Blöd nur, wenn ein Sandkuchenliebhaber in ein Stück Zitronenkuchen beißt, weil er auf den ersten Blick den Unterschied nicht erkennen kann. Von außen sehen beide ja oft gleich aus.
Ähnlich ist das bei Arbeitgebern. Nach außen „tarnen“ sich viele als Sandkuchen, obwohl sie in Wahrheit ein Zitronenkuchen sind. Andere haben eine Nussfüllung oder einen Schokoladenkern. Auf den ersten Blick ist das aber nicht erkennbar. Konkret sieht das so aus: Auf den Karriereseiten, in den Stellenanzeigen und in anderen Medien der Personalwerbung reihen sich pauschale Aussagen a là „bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“ und „wir bieten spannende Aufgaben und tolle Entwicklungsperspektiven“ aneinander, ohne dass erklärt wird, was das genau bedeutet. Gerne ergänzt durch austauschbare Benefits wie „betriebliche Altersvorsorge“ und „kostenloser Kaffee“.
In einigen Fällen lächeln uns bei mehreren verschiedenen Arbeitgebern dann sogar noch die gleichen vermeintlich glücklichen Mitarbeiter gekaufter Stockfotos freundlich entgegen. Woher soll der Bewerber da wissen, welches Unternehmen das Richtige für ihn ist - also seinem Geschmack entspricht?
Jeder Arbeitgeber ist anders
Jobs sind inhaltlich oft vergleichbar, Arbeitgeber nicht. Mit der Entscheidung für einen Job entscheiden wir uns auch für das Unternehmen und dessen Unternehmenskultur. Diese hat einen großen Einfluss darauf, ob wir uns an unserem Arbeitsplatz wohl fühlen und motiviert unseren Job erledigen oder eher nicht.
Es gibt Menschen, die fühlen sich beispielsweise in einer streng hierarchisch geführten Organisation mit klaren Zielvorgaben uns Strukturen wohl. Andere hingegen schätzen ein agiles Arbeitsumfeld mit viel Selbstverantwortung und Freiraum. Es gibt keine richtige oder falsche Unternehmenskultur. Wichtig ist, dass die Menschen und Arbeitgeber zusammenfinden, die gut zusammenpassen.
Ein Stück Zitronenkuchen kann man im Zweifel einfach stehen lassen. Bei einem neuen Job ist das nicht ganz so einfach. Häufig hängt die eigene Existenz und die der Familie daran. Vielleicht ist man für den Job auch in eine neue Stadt gezogen und hat Freunde und Familie zurückgelassen. Wenn man dann nicht bekommt, was man erwartet hat, ist die Enttäuschung groß. Letztlich aber auch für den Arbeitgeber. Denn dieser muss die Stelle vermutlich schon bald wieder neu besetzen.
Mit Employer Branding ein Zeichen setzen
Was ist nun die Aufgabe von Employer Branding? Vereinfacht gesagt: klar und deutlich zu kommunizieren „Hallo, ich bin ein Zitronenkuchen“. Und damit ein klares Zeichen setzen.
Gutes Employer Branding sorgt insbesondere nach außen für ein unverwechselbares und authentisches Bild von einem Arbeitgeber. Natürlich können (und sollen!) Arbeitgeber auch über ihre Arbeitgeberleistungen und -angebote sprechen. Echte Differenzierung erlangen sie aber nur über kulturelle Aspekte. Und hier hat Ehrlichkeit die höchste Priorität. Auch auf die Gefahr hin, dass der Kuchen dann nicht jedem schmeckt.
Fans von Zitronenkuchen werden sich bewerben. Andere potenzielle Bewerber, eben jene, die keinen Zitronenkuchen mögen, werden das Angebot verschmähen: sich nicht bewerben. Genau das ist das Ziel von Employer Branding: Die Bewerber und Mitarbeiter herausfiltern, die gut zum Unternehmen passen.


