Wahre Schönheit kommt von innen - auch bei Arbeitgebermarken
Zugegeben: Ein attraktives Äußeres hat so seinen Reiz. Wir Menschen sind schließlich visuell veranlagte Wesen. Nicht umsonst investieren Unternehmen viel Geld in Marketing, um ihre Produkte zu verkaufen. Auch ich habe mich durchaus schon von schönen Verpackungen und gut klingenden Werbeversprechen zu dem ein oder anderen Kauf hinreißen lassen. Ein Klassiker ist ja auch immer, den Wein nach dem Etikett auszusuchen…
Schön ist, was echt ist
Klar, dass auch immer mehr Unternehmen Geld in Personalmarketing stecken, um attraktiv auf potenzielle Bewerber zu wirken. Mit schicken Karrierewebseiten, Hochglanzbroschüren und hippen Social Media Kampagnen versuchen sie, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Grundsätzlich eine gute Idee, die ich sehr begrüße. Denn: Wer nicht sichtbar ist, kann nicht gefunden werden. Was dabei aber viele vergessen: Ein hübsches Äußeres nutzt nicht, solange man im inneren hässlich ist. Was wirklich zählt ist doch das, was übrigbleibt, wenn man alle Schminke runternimmt. Letztlich zählt nicht das Äußere, sondern der Charakter.
Übertragen auf die Arbeitgebermarke bedeutet das: Entscheidend ist, wer Sie als Arbeitgeber wirklich sind, was Sie WIRKLICH zu bieten haben und wie Sie sich verhalten. Sowohl gegenüber potenziellen Mitarbeitern als auch gegenüber denen, die schon da sind. Was nutzt Ihnen die schönste Karrierewebsite, wenn Ihr Recruitingteam es (mangels notwendiger Kapazitäten) nicht schafft, dem Bewerber zeitnah Rückmeldung zu geben? Und ihn oder sie so vergrault. Direkt in die Arme eines anderen Arbeitgebers. Was hilft es Ihnen, wenn Sie nach außen den Eindruck vermitteln, ein cooles innovatives Unternehmen zu sein, in Wahrheit aber Ihre Büroeinrichtung aus den 70ern stammt und jede neu aufkommende Idee sofort im Keim erstickt wird? Was haben Sie davon, Ihren potenziellen Bewerbern „tolle Entwicklungsperspektiven“ in Aussicht zu stellen, wenn Sie kein Budget für Weiterbildung haben oder Ihre internen Strukturen diese Karrierewege nicht zulassen?
Schon Coco Chanel wusste: „Schönheit beginnt in dem Moment, in dem Du beschließt, Du selbst zu sein." Schmücken Sie sich also besser nicht mit vermeintlichen Attraktivitätsfaktoren. Zumindest nicht, wenn diese nicht der Wahrheit entsprechen. Viel wichtiger ist es, zu kommunizieren, wer Sie als Arbeitgeber sind. Und wie Sie so ticken. Zeigen Sie ruhig Ihre Ecken und Kanten. Dann werden Sie auch die richtigen Bewerber anziehen. Denn: Schönheit liegt ja immer auch im Auge des Betrachters.
Die innere Schönheit zum Strahlen bringen
Meine Erfahrung zeigt: Viele Arbeitgeber sind sich gar nicht bewusst, was sie eigentlich ausmacht. Und warum man ausgerechnet bei ihnen arbeiten sollte. Oder können Sie ad hock die Frage beantworten, warum Ihre Mitarbeiter Ihre Mitarbeiter sind? Was unterscheidet Sie von anderen Arbeitgebern? Was macht Sie besonders. Vielleicht sogar einzigartig? Falls ja: Herzlichen Glückwunsch. Da haben Sie vielen etwas voraus.
Falls nein: Nehmen Sie sich die Zeit und finden Sie es heraus! Und dann kommunizieren Sie es. Zum Beispiel auf Ihrer Karrierewebsite und in Ihren Stellenanzeigen. Falls Sie gerade kein Budget für eine Agentur haben: Fangen Sie trotzdem an. Machen Sie es selbst. Vielleicht sieht das dann nicht so "fancy" aus aber wie sagt man so schön: Content is king. Oder man könnte auch sagen: Inhalt vor Schönheit.
Überprüfen Sie auch Ihre internen Prozesse und Strukturen. Wo können Sie besser werden? Gute Ansatzpunkte hierfür sind zum Beispiel der Recruitingprozess, die eigene Führungskultur oder auch interne Kommunikationswege.
Employer Branding kann jeder
Das ist die gute Nachricht an alle Unternehmen, die denken, sie bräuchten ein großes Budget, um Employer Branding zu machen. Wenn Sie Employer Branding gleichsetzen mit schillernden Personalmarketingkampagnen, dann gebe ich Ihnen recht. Wenn Sie Employer Branding aber als das verstehen, was es im Grunde ist – nämlich Organisationsentwicklung, dann lässt sich oft auch ohne große Budgets schon einiges bewegen: Mit internen Ressourcen, einem klaren Blick auf das, was da ist und wo man hin möchte.
In diesem Sinne: Tragen Sie Ihre innere Schönheit nach außen! Nutzen Sie Personalmarketing dafür, Ihre Stärken zu unterstreichen, aber nicht, um vermeintliche Makel zu überschminken.


